Abschlussprojekt_Volos2024

In der Pubertät war ich ein krass unsicherer Mensch. Ich hab mich kaum getraut, mich im Unterricht zu räuspern, aus Angst, dass ich Aufmerksamkeit auf mich ziehe. Als ich da im Café dann so saß und die jungen Girls vom Nebentisch mich imitierten, dachte ich mir sofort: „Fühlt sich an wie meine Schulzeit als Teeniemädchen.”

Und damit war ich auch schon auf der richtigen Spur. Was uns kränkt, ist sehr individuell und hängt oft mit Erfahrungen in der Jugend und Kindheit zusammen. Doch egal, um was genau es geht, das Gefühl kennen wir alle. „Wir sind alle kränkbar, das ist einfach so”, sagt Psychologin Bärbel Wardetzki gegenüber deutschlandfunkkultur. Und behält damit recht. Sich in so einer Situation unwohl zu fühlen, ist menschlich. Die Psychologin spricht sogar von „narzisstischen Bedürfnissen“. Ein Begriff, der mich erstmal zusammenzucken lässt. Doch sie gibt Entwarnung: „In der Regel sind das Bedürfnisse, die, wenn sie erfüllt werden, unser Selbstwertgefühl stärken. Narzisstisch heißt ja nichts weiter als den Selbstwert betreffend.”

Dazu zählt: gehört werden, gesehen werden, beantwortet werden, anerkannt werden. Das sind alles Bedingungen, die wir brauchen, um uns im Kontakt mit einem anderen Menschen wohlzufühlen. „Und die Kränkung zeigt: Da ist etwas in mir berührt, das sehr weh tut.”

Neurowissenschaftler Joachim Bauer weiß: „Wenn in der Kindheit Menschen um das Kind herum sind, die es spüren lassen: Du bist willkommen auf dieser Welt, wenn du mal einen Fehler machst, geht die Welt nicht unter, wir mögen dich so, wie du bist”, reagieren Kinder im sozialen Umfeld nicht so sensibel. Das gelingt Eltern natürlich nicht immer lückenlos. Doch diese Resilienz, ein starkes inneres Ich sozusagen, lässt sich auch im Erwachsenenalter noch pflegen und aufbauen.